Unsere 3(ELF) Grundsätze

Kannst du es rie­chen, den Duft von frisch gebrüh­tem Kaf­fee? Genieß ihn, nimm dir Zeit für dein Getränk! Wie schmeckt er am Anfang, wie in der Mitte und wie am Ende? Guter Kaf­fee bleibt lange ange­nehm auf der Zunge, lässt sich ideal pur genie­ßen und tut dir und dei­nem Magen nicht weh.
Und was rich­tig toll ist, unser Kaf­fee ist nicht nur geschmack­lich ohne Reue zu genie­ßen! Wir kau­fen aus­schließ­lich Kaf­fees, die direkt und fair gehan­delt sind. So wis­sen wir ganz genau, wo unser Kaf­fee her­kommt, wel­che Qua­li­tät er hat und dass die Farmer*innen rich­tig ent­lohnt wer­den – das ent­spricht unse­ren 3(ELF) Grund­sät­zen.

1. Aromenvielfalt und Rösthandwerk

Noten von Milch­scho­ko­lade, Nüssen, roten Bee­ren oder Oran­gen – Kaf­fee besitzt bis zu 1000 Aro­men, die präsentiert und ins Schau­fens­ter gestellt wer­den wol­len.
Unsere Absicht ist es daher, Kaf­fee in sei­ner kom­plet­ten Band­breite und Viel­schich­tig­keit erleb­bar zu machen. Von klas­sisch, tra­di­tio­nell bis hin zu modern und extra­va­gant. Von dun­kel-herb bis fruch­tig-hell, wir arbei­ten die jewei­li­gen Raf­fi­nes­sen und Vorzüge unse­rer Kaf­fees im Röstprozess gezielt her­aus. Dies geschiet immer mit dem Ziel für jeden Anspruch den rich­ti­gen Kaf­fee zu kre­ieren, denn auch beim Kaf­fee gilt: jeder Topf hat einen pas­sen­den Deckel! Anwen­der­freund­lich für die, die Kaf­fee vor oder während der Arbeit aus dem Voll­au­to­ma­ten oder der Kaf­fee­ma­schine genie­ßen wol­len, detail­ver­liebt und im Geschmack kom­plex für Kaf­fee-Nerds, Con­nais­seurs oder Jene, die es wer­den wol­len.

2. Qualität statt Quantität

Kaf­fee ist eine Frucht, eine Kir­sche, ver­gleich­bar mit der, die bei uns am Baum wächst. Sie ist süß, sie hat eine gewisse Säure und sie ist am Bes­ten, wenn sie rich­tig reif ist. Als Natur­pro­dukt unter­liegt Kaf­fee den wech­seln­den kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen. Daher kann es sein, dass sich die Geschmacks­pro­file der ein­zel­nen Kaf­fees von Ernte zu Ernte mal mehr, mal weni­ger, von­ein­an­der unter­schei­den. Eines ist aber sicher: ein lei­den­schaft­lich ange­bau­ter Kaf­fee, von Hand gepflückt, hand­werk­lich per­fekt geröstet und am Ende rich­tig zube­rei­tet, ver­dient Respekt. Uns ist wich­tig, Kaf­fee wie­der den Stel­len­wert zu ver­pas­sen, dem er zusteht: ein wert­ge­schätz­tes Genuss­mit­tels, für das man sich aus­rei­chend Zeit neh­men sollte. Keine Kom­pro­misse machen wir bei der Aus­wahl unse­rer qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Roh­kaf­fees, die wir deut­lich über dem an der Börse gehan­del­ten Preis ein­kau­fen, denn die Qualität des Roh­kaf­fees stellt für uns das Fun­da­ment einer jeden Tasse dar.

3. Transparenz und Verantwortung

Wir wol­len wis­sen, wo unser Kaf­fee her­kommt und ihr sollt das auch! Als junge Kaffeerösterei ist es unser Anspruch, die grund­le­gende, anstren­gende Kno­chen­ar­beit der Far­mer in den Ursprungsländern zu würdigen. Daher ist es unser Ziel, lang­fris­tige Han­dels­be­zie­hun­gen zu vertrauenswürdigen Impor­teu­ren und Kaf­fee­far­mern auf­zu­bauen. Alle an der Wertschöpfungskette betei­lig­ten Per­so­nen sol­len davon pro­fi­tie­ren. Hier ver­fol­gen wir den Ansatz des Direct Trades, der die unmit­tel­bare und allei­nige Han­dels­be­zie­hung zwi­schen uns als Kaffeerösterei und den Kaf­fee­far­mern im Ursprung dar­stellt. Den Kaf­fee­far­mern wird durch die­sen Ansatz die Möglichkeit eingeräumt, deut­lich höhere Erträge zu gene­rie­ren, die sie vor Ort reinves­tie­ren können. So wer­den Ern­te­hel­fer bes­ser ent­lohnt, soziale Infra­struk­tu­ren auf­ge­baut und die Qualitätskontrollen ver­bes­sert. Dies funk­tio­niert aus unse­rer Sicht beson­ders über aus­rei­chend Zeit, auf­ge­bau­tes Ver­trauen und gemein­sa­mes Wachs­tum.

Origintrip: Peru

Nach zwei­ein­halb Jah­ren Corona-Rei­se­pause war es end­lich soweit: Wir reis­ten zum Ursprung des Kaf­fees, nach Peru, genauer gesagt nach Villa Rica, etwa 10 Stun­den Bus­fahrt ent­fernt von Lima, der Haupt­stadt Perus.
Lasst uns von Anfang an begin­nen: Als wir 2020 DREIELF Röst­hand­werk grün­de­ten, stell­ten wir uns die Frage, unter wel­chen Grund­sät­zen wir unsere Rös­te­rei füh­ren möch­ten. Ange­sichts der teils men­schen­un­wür­di­gen Ver­hält­nisse in der Kaf­fee­bran­che und der schwie­ri­gen Lebens­be­din­gun­gen für viele Kaffeeproduzent*innen war für uns klar, dass wir eine andere Bezie­hung zu unse­ren Partner*innen pfle­gen wol­len. Wir ent­schie­den uns, den gro­ßen Rohkaffeehändler*innen den Rücken zu keh­ren und statt­des­sen auf kurze Lie­fer­ket­ten und den direk­ten Han­del mit Kleinstfarmer*innen zu set­zen. Unser Ansatz und der einer klei­nen, aber wach­sen­den Szene inner­halb der Kaf­fee­bran­che lau­tet, Farmer*innen für qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Spe­zia­li­tä­ten­kaf­fee fair zu ent­loh­nen und ihnen durch dau­er­hafte Abnahme Sicher­heit zu gewähr­leis­ten. Um die bestehende Bezie­hung zu unse­ren perua­ni­schen Partner*innen wei­ter zu stär­ken, war es nun end­lich an der Zeit, uns auch vor Ort ein Bild zu machen.
Unsere Reise begann in Hil­des­heim und führte uns über Han­no­ver und Ams­ter­dam nach Lima, ein fast 30-stün­di­ger Trip. Nach der anstren­gen­den Reise brauch­ten wir erst ein­mal eine Pause, um uns zu akkli­ma­ti­sie­ren. Nach einer erhol­sa­men Nacht erkun­de­ten wir den Distrikt Bar­ranco, seine leben­dige Kaf­fee­szene und genos­sen einige kuli­na­ri­sche Spe­zia­li­tä­ten. Beson­ders beein­dru­ckend waren die schwar­zen Klip­pen und der Blick auf den Süd­pa­zi­fik, der von tief­hän­gen­den Wol­ken bedeckt war.
Nach andert­halb Tagen ging es für uns wei­ter mit dem Rei­se­bus nach Villa Rica in der Region Oxa­pampa. Die zehn­stün­dige Bus­fahrt durch kur­vige Berg­stra­ßen und auf fast 3500 Meter Höhe war auf­re­gend und atem­rau­bend. Wir waren froh, als wir am Mor­gen sicher anka­men. Auf der Fahrt durch­quer­ten wir Ort­schaf­ten, die mehr oder weni­ger von der Außen­welt abge­schnit­ten wirk­ten und in denen der Begriff „ein­fa­che Ver­hält­nisse“ kaum noch zutraf. Mit die­sen denk­wür­di­gen Ein­drü­cken tra­fen wir auf Don Tomas, der uns freu­de­strah­lend am Bus­bahn­hof abholte und mit sei­nem klei­nen, in die Jahre gekom­me­nen Gelän­de­wa­gen zu sich nach Hause fuhr. Nach einem kur­zen Auf­ent­halt, einer Dusche und einem her­vor­ra­gen­den Kaf­fee von Don Tomas’ Frau ging es für uns in das Herz des Dor­fes. Dort prä­sen­tierte uns Don Tomas die bekannte Kaf­fee­sta­tue und machte uns die Bedeu­tung des Kaf­fee­han­dels für diese Region bewusst. Wei­ter ging es in den Wald zum Cas­cada El Leon, einem wun­der­schö­nen Was­ser­fall mit­ten im Urwald, und anschlie­ßend auf den höchs­ten Punkt des Dor­fes, wo wir einen unglaub­li­chen Pan­ora­ma­blick auf 2300 Metern Höhe genie­ßen konn­ten.
Der erste Tag in Villa Rica ver­ging schnell und wir fuh­ren gemein­sam zur Farm von Don Vicente Moali, wo wir die nächs­ten zwei Tage ver­brin­gen soll­ten. Die Lage der Farm, die atem­be­rau­bende Natur und die Ruhe der Dorfbewohner*innen waren beein­dru­ckend und blei­ben uns in woh­li­ger Erin­ne­rung. Nachts erleb­ten wir ein ech­tes perua­ni­sches Gewit­ter, das in Laut­stärke und Inten­si­tät kaum mit unse­ren hei­mi­schen ver­gleich­bar war. Der Strom­aus­fall war beim Früh­stück kein Thema und so ging es am Mor­gen auf der Lade­flä­che eines Pick­ups in die Kaf­fee­fel­der. Dort konn­ten wir die Far­men von Don Tomas, Don Vicente und Don Wil­der besich­ti­gen und sogar bei der Ernte hel­fen. Das soge­nannte Picking ist eine sehr auf­wen­dige Methode, bei der nur die rei­fen, roten Kaf­fee­kir­schen von Hand geern­tet wer­den. Dies geschieht in einem Zeit­raum von zwei bis drei Wochen und ist mit der Wein­lese ver­gleich­bar. Die hän­di­sche Ernte und mehr­fa­che Selek­tion der Kir­schen sor­gen für einen wesent­lich sau­be­ren Geschmack des Kaf­fees, mit aus­ge­wo­ge­ner Süße und wenig unan­ge­neh­men Säu­ren. Hier wurde uns erneut bewusst, wie kör­per­lich anstren­gend und natur­ab­hän­gig diese Arbeit ist. Nach inten­si­ven Erfah­run­gen und berei­chern­dem Aus­tausch besuch­ten wir Don Wil­der, der uns stolz seine Auf­be­rei­tungs­an­lage prä­sen­tierte. Hier wer­den die geern­te­ten Kaf­fee­kir­schen wei­ter­ver­ar­bei­tet, sor­tiert und das Frucht­fleisch von den Roh­kaf­fee­boh­nen abge­schält. Durch Fer­men­ta­tion in gro­ßen Was­ser­be­cken wird die Zucker­schleim­schicht ent­fernt, bevor die Boh­nen getrock­net und für den Wei­ter­trans­port vor­be­rei­tet wer­den. Der Weg der Kaf­fee­bohne vom Baum bis zum Roh­pro­dukt ist immer wie­der beein­dru­ckend!
Wäh­rend unse­res gesam­ten Auf­ent­halts wurde uns deut­lich, mit wie viel Hin­gabe und Lei­den­schaft unsere Far­mer ihren Kaf­fee anbauen, um die höchst­mög­li­che Qua­li­tät zu errei­chen. Diese harte Arbeit ver­dient in unse­ren Augen mehr Respekt und Hoch­ach­tung! Abschlie­ßend besuch­ten wir ein Kaf­fee-Labor, wo wir die Kaf­fees der neuen Ernte rös­te­ten, ver­kos­te­ten und über mög­li­che Qua­li­täts­ver­bes­se­run­gen dis­ku­tier­ten. Nach reich­lich Input ent­schie­den wir uns für den Kaf­fee von Don Wil­der, den wir nun als Fil­ter­kaf­fee prä­sen­tie­ren. Die­ser wei­che Kaf­fee besticht durch seine kara­mel­lig-fruch­ti­gen Noten.
Nach zwei inten­si­ven Tagen und vie­len schö­nen Momen­ten tra­ten wir die Heim­reise an. Diese Reise hat uns noch ein­mal deut­lich gemacht, was für eine groß­ar­tige Arbeit die Far­mer vor Ort leis­ten. Wir wer­den die Zusam­men­ar­beit in den kom­men­den Mona­ten und Jah­ren wei­ter inten­si­vie­ren und euch daran teil­ha­ben las­sen! Ein gro­ßer Dank geht an Juan, der uns diese Kon­takte ver­mit­telt hat und Teil unse­rer klei­nen Rei­se­gruppe war.
Bleibt gespannt auf wei­tere Ein­bli­cke und Geschich­ten aus der Welt des Kaf­fees!

Reportage von Laura Pöschel

Die vor­ge­wärmte Trom­mel füllt sich mit grü­nen Boh­nen. Nur an ihrer Form lässt sich erah­nen, was hier spä­ter gramm­ge­nau abge­füllt wird. Der guss­ei­serne Zylin­der beginnt sich zu dre­hen. Ein Gas­bren­ner sorgt dafür, dass er gleich­mä­ßig erhitzt wird. Die ova­len Boh­nen wer­den gelb, es duf­tet nach Pop­corn. Nach sie­ben bis zehn Minu­ten sind die Boh­nen deut­lich grö­ßer gewor­den und haben jetzt eine gold­braune Farbe.
Nor­ma­ler­weise rie­chen neue Geschäfts­räume in den ers­ten Wochen nach Ein­zug nach Putz und Farbe. Nicht so bei DREIELF in der Bör­de­straße: Der an eine indus­tri­elle Werk­halle erin­nernde Raum ist erfüllt von fri­schem Kaf­fee­duft. Jonas Husa­rek steht an der Sieb­trä­ger­ma­schine. Anfang Januar 2024 ist der 31-Jäh­rige mit sei­ner Kaf­fee­rös­te­rei in die „Meis­ter­meile“ im Hil­des­hei­mer Ostend ein­ge­zo­gen, nach­dem er zuvor vier Jahre einen klei­nen Laden in der Ding­wort­h­straße am Moritz­berg betrie­ben hat. In dem neuen Bau­pro­jekt arbei­tet er jetzt Tür an Tür mit Hand­werks­be­trie­ben und Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men und kann vor allem wie­der vor Ort rös­ten. Die bau­li­chen Bedin­gun­gen hat­ten das am alten Stand­ort zuletzt unmög­lich gemacht. Nun steht sein schwar­zer Trom­mel­rös­ter in der Bör­de­straße und hat bereits einige Kilo Kaf­fee ver­edelt.
Mitt­ler­weile duf­tet es nicht nur nach Pop­corn, auch das Knack­ge­räusch erin­nert an die auf­plat­zen­den Mais­kör­ner. Eine knappe Vier­tel­stunde ist ver­gan­gen, seit­dem die grü­nen Kügel­chen in die Trom­mel gefüllt wur­den. Die nun brau­nen Boh­nen wer­den mit jeder Minute dunk­ler. Nach eini­gen Minu­ten knackt es ein zwei­tes Mal.
Wäh­rend sei­nes Stu­di­ums der Ernäh­rungs­wirt­schaft hat Jonas Husa­rek in ver­schie­de­nen Cafés gear­bei­tet. Mit ech­ter Kaf­fee­kul­tur habe das aber nicht viel zu tun gehabt: „Da wurde viel mit Sahne und Sirup gear­bei­tet.“ Die echte Kaf­fee­kul­tur hat er durch ein Prak­ti­kum in einer Kaf­fee­rös­te­rei ken­nen- und lie­ben gelernt. „Ich wusste sofort, dass das etwas für mich ist“, erin­nert sich der Mann mit dem rot­blon­den Bart, wäh­rend der tief­schwarze Kaf­fee in die weiße Tasse läuft. Im Novem­ber 2019 ent­schied sich Husa­rek für den Gang in die Selbst­stän­dig­keit. Was er da noch nicht weiß: Ab März 2020 sind gemüt­li­che Tref­fen in Cafés erst­mal unmög­lich.
Die dun­kel­brau­nen Boh­nen fal­len aus der Trom­mel in das Kühl­schiff. Hier wer­den sie durch einen kal­ten Luft­zug und regel­mä­ßi­ges Umrüh­ren abge­kühlt. Nach­dem sie einen Ent­stei­ner pas­siert haben, wer­den die Boh­nen in Beu­tel ver­packt und für einige Tage in Ruhe gelas­sen.
Eigent­lich wollte Jonas Husa­rek seine Kaf­fee­rös­te­rei Mitte März 2020 eröff­nen. Coro­nabe­dingt konn­ten die ers­ten Kaf­fees erst im Juni über die Laden­theke gehen, die Ver­zö­ge­rung hatte der Jung­un­ter­neh­mer für den Auf­bau sei­nes Online-Shops genutzt. Rück­bli­ckend sagt er: „Ich konnte lang­sam in die Selbst­stän­dig­keit hin­ein­wach­sen, musste nicht am ers­ten Tag direkt 100 Pro­zent geben.“ Beim Kaf­fee­rös­ten muss man sich auf die jewei­lige Bohne ein­stel­len. Ähn­lich fle­xi­bel reagierte Husa­rek in den ers­ten Mona­ten sei­ner Selbst­stän­dig­keit auf die Pan­de­mie­be­din­gun­gen. 2021 betrieb er einen Pop-Up-Store in der Alms­straße, der die Marke vom Moritz­berg in die Innen­stadt holte. Mitt­ler­weile wer­den Cafés von DREIELF – der Name steht für die ers­ten Zif­fern der Hil­des­hei­mer Post­leit­zahl – in ver­schie­de­nen Restau­rants ange­bo­ten und an meh­re­ren Orten ver­kauft. In Super­märk­ten möchte Husa­rek seine Boh­nen vor­erst nicht plat­zie­ren, um ihnen nicht den Cha­rak­ter einer indus­tri­el­len Mas­sen­ware zu geben. „Kaf­fee ist ein hart umkämpf­ter Markt. Man muss sich fra­gen, wie man sich posi­tio­niert und ein Allein­stel­lungs­merk­mal fin­den.“ Voll­au­to­ma­ten und Kaf­fee­pads las­sen einen oft ver­ges­sen, dass die Zube­rei­tung einer Tasse Kaf­fee Hand­werk ist. Und das fängt bei der Ernte an: Husa­rek reist regel­mä­ßig in die Anbau­re­gio­nen sei­ner Kaf­fee­boh­nen, nach Bra­si­lien oder Peru, um dort mit den Erzeu­ger­fa­mi­lien in Kon­takt zu tre­ten. „Wenn du ein­mal an einem stei­len Hang gestan­den hast, unter dir ein mat­schi­ger Boden und über dir die bren­nende Sonne, und den Pflück­ei­mer um dei­nen Bauch mit Kaf­fee­boh­nen füllst, dann wirst du demü­tig. Kaf­fee ist neben Scho­ko­lade das schlimmste Aus­beu­tungs­pro­dukt. Jeder, der nur etwas nach­denkt und ein Fünk­chen Empa­thie besitzt, kann davor nicht die Augen ver­schlie­ßen“, betont Husa­rek. Aus die­sem Grund sei es ihm von Anfang an klar gewe­sen, auf nach­hal­tige und faire Anbau­be­din­gun­gen zu set­zen.
Kaf­fee­bohne ist nicht gleich Kaf­fee­bohne. Je nach Anbau­re­gion wer­den die pral­len Kaf­fee­kir­schen ent­we­der über meh­rere Stun­den in der Sonne getrock­net oder direkt abge­schält und fer­men­tiert. Son­nen­ge­trock­nete Boh­nen besit­zen süß­li­che Noten, fer­men­tier­ter Kaf­fee ist säu­er­lich. Län­ger gerös­tete, dunkle Sor­ten sind wür­zig und rau­chig, sie schme­cken nach Scho­ko­lade oder Nuss. Kür­zer gerös­tete, gelb-rote Boh­nen sind fruch­tig, ihr Geschmack erin­nert an Mango, Papaya oder Erd­beere.
Für viele Men­schen ist Kaf­fee ein Mit­tel zum Zweck: Mor­gens nach dem Auf­ste­hen wün­schen sie sich ein Getränk, das heiß ist und wach macht. „Die wenigs­ten wis­sen, dass Kaf­fee mit 600 bis 1000 Aro­ma­stof­fen noch kom­ple­xer ist als Wein.“ Die Zube­rei­tungs­be­ra­tung gibt es bei DREIELF gra­tis dazu: 6 Gramm auf 100 ml Was­ser. Das Kaf­fee­mehl mit hei­ßem, aber nicht mehr kochen­dem Was­ser benet­zen und für eine halbe Minute auf­quel­len las­sen. Anschlie­ßend den Kaf­fee in kreis­för­mi­gen Bewe­gun­gen auf­gie­ßen. „Dann schmeckt man alle Aro­men“, erklärt Husa­rek. Ab Früh­jahr 2024 bie­tet er Work­shops an. In die­sen geht es nicht nur ums Rös­ten und Kaf­fee­ko­chen: „Pro Kilo gerös­te­tem Kaf­fee fällt eine Steuer in Höhe von 2,19 € an. Nach­hal­tig pro­du­zierte Boh­nen haben also ihren Preis.“ Etwas über 30 € kos­tet das Kilo Kaf­fee bei Drei­elf, die Boh­nen wer­den auch in klei­ne­ren Men­gen zu 250 g oder 500 g ver­kauft. Das feste Reper­toire an Kaf­fee­sor­ten, zu denen der „Moritz­ber­ger“ (ein Fil­ter­kaf­fee mit scho­ko­la­dig-oran­gi­ger Note) oder der nussige „Hillywood“-Espresso zäh­len, wird durch sai­so­nale Rös­tun­gen etwa zu Ostern oder Weih­nach­ten ergänzt. Auch für die 1. Liga-Vol­ley­bal­ler der Helios Grizz­lys Gie­sen gibt es mit dem „Grizz­lys Roast“ eine eigene Röst­sorte, die mild und säu­re­arm ist.
Jonas Husa­rek würde sich jeder­zeit wie­der für die Selbst­stän­dig­keit ent­schei­den, auch wenn sie ihren Preis hat: „Die Marke ist mein Gesicht.“ Husa­rek hört die­sen Satz häu­fig und mag ihn nicht, er stimmt aber zu: Oft wird er auf der Straße erkannt, Fei­er­abend hat man als jun­ger Grün­der sel­ten. „Man muss sich klar machen, dass eine Selbst­stän­dig­keit einen Groß­teil der Zeit ein­nimmt. Für mich ist sie genau der rich­tige Weg, ich mag es nicht, wenn andere die Lor­bee­ren für meine Arbeit ein­fah­ren.“ Streng genom­men befin­det sich DREIELF immer noch in der Anfangs­phase, erst nach fünf bis sechs Jah­ren könne man sagen, ob ein Pro­jekt erfolg­reich sei. Jonas Husa­rek beschäf­tigt mitt­ler­weile zwei fest ange­stellte Mit­ar­bei­tende, eine Werk­stu­den­tin und fünf Aus­hil­fen, Husa­rek kann von sei­nem Laden leben. Nur zum Kaf­fee­trin­ken kann sich der Jung­un­ter­neh­mer nicht mehr ver­ab­re­den: „Im Urlaub mache ich mal eine Aus­nahme, aber sonst koche ich mir mei­nen Kaf­fee am liebs­ten selbst.“
Text: Laura Pöschel