Origintrip: Peru
Nach zweieinhalb Jahren Corona-Reisepause war es endlich soweit: Wir reisten zum Ursprung des Kaffees, nach Peru, genauer gesagt nach Villa Rica, etwa 10 Stunden Busfahrt entfernt von Lima, der Hauptstadt Perus.
Lasst uns von Anfang an beginnen: Als wir 2020 DREIELF Rösthandwerk gründeten, stellten wir uns die Frage, unter welchen Grundsätzen wir unsere Rösterei führen möchten. Angesichts der teils menschenunwürdigen Verhältnisse in der Kaffeebranche und der schwierigen Lebensbedingungen für viele Kaffeeproduzent*innen war für uns klar, dass wir eine andere Beziehung zu unseren Partner*innen pflegen wollen. Wir entschieden uns, den großen Rohkaffeehändler*innen den Rücken zu kehren und stattdessen auf kurze Lieferketten und den direkten Handel mit Kleinstfarmer*innen zu setzen. Unser Ansatz und der einer kleinen, aber wachsenden Szene innerhalb der Kaffeebranche lautet, Farmer*innen für qualitativ hochwertigen Spezialitätenkaffee fair zu entlohnen und ihnen durch dauerhafte Abnahme Sicherheit zu gewährleisten. Um die bestehende Beziehung zu unseren peruanischen Partner*innen weiter zu stärken, war es nun endlich an der Zeit, uns auch vor Ort ein Bild zu machen.
Unsere Reise begann in Hildesheim und führte uns über Hannover und Amsterdam nach Lima, ein fast 30-stündiger Trip. Nach der anstrengenden Reise brauchten wir erst einmal eine Pause, um uns zu akklimatisieren. Nach einer erholsamen Nacht erkundeten wir den Distrikt Barranco, seine lebendige Kaffeeszene und genossen einige kulinarische Spezialitäten. Besonders beeindruckend waren die schwarzen Klippen und der Blick auf den Südpazifik, der von tiefhängenden Wolken bedeckt war.
Nach anderthalb Tagen ging es für uns weiter mit dem Reisebus nach Villa Rica in der Region Oxapampa. Die zehnstündige Busfahrt durch kurvige Bergstraßen und auf fast 3500 Meter Höhe war aufregend und atemraubend. Wir waren froh, als wir am Morgen sicher ankamen. Auf der Fahrt durchquerten wir Ortschaften, die mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten wirkten und in denen der Begriff „einfache Verhältnisse“ kaum noch zutraf. Mit diesen denkwürdigen Eindrücken trafen wir auf Don Tomas, der uns freudestrahlend am Busbahnhof abholte und mit seinem kleinen, in die Jahre gekommenen Geländewagen zu sich nach Hause fuhr. Nach einem kurzen Aufenthalt, einer Dusche und einem hervorragenden Kaffee von Don Tomas’ Frau ging es für uns in das Herz des Dorfes. Dort präsentierte uns Don Tomas die bekannte Kaffeestatue und machte uns die Bedeutung des Kaffeehandels für diese Region bewusst. Weiter ging es in den Wald zum Cascada El Leon, einem wunderschönen Wasserfall mitten im Urwald, und anschließend auf den höchsten Punkt des Dorfes, wo wir einen unglaublichen Panoramablick auf 2300 Metern Höhe genießen konnten.
Der erste Tag in Villa Rica verging schnell und wir fuhren gemeinsam zur Farm von Don Vicente Moali, wo wir die nächsten zwei Tage verbringen sollten. Die Lage der Farm, die atemberaubende Natur und die Ruhe der Dorfbewohner*innen waren beeindruckend und bleiben uns in wohliger Erinnerung. Nachts erlebten wir ein echtes peruanisches Gewitter, das in Lautstärke und Intensität kaum mit unseren heimischen vergleichbar war. Der Stromausfall war beim Frühstück kein Thema und so ging es am Morgen auf der Ladefläche eines Pickups in die Kaffeefelder. Dort konnten wir die Farmen von Don Tomas, Don Vicente und Don Wilder besichtigen und sogar bei der Ernte helfen. Das sogenannte Picking ist eine sehr aufwendige Methode, bei der nur die reifen, roten Kaffeekirschen von Hand geerntet werden. Dies geschieht in einem Zeitraum von zwei bis drei Wochen und ist mit der Weinlese vergleichbar. Die händische Ernte und mehrfache Selektion der Kirschen sorgen für einen wesentlich sauberen Geschmack des Kaffees, mit ausgewogener Süße und wenig unangenehmen Säuren. Hier wurde uns erneut bewusst, wie körperlich anstrengend und naturabhängig diese Arbeit ist. Nach intensiven Erfahrungen und bereicherndem Austausch besuchten wir Don Wilder, der uns stolz seine Aufbereitungsanlage präsentierte. Hier werden die geernteten Kaffeekirschen weiterverarbeitet, sortiert und das Fruchtfleisch von den Rohkaffeebohnen abgeschält. Durch Fermentation in großen Wasserbecken wird die Zuckerschleimschicht entfernt, bevor die Bohnen getrocknet und für den Weitertransport vorbereitet werden. Der Weg der Kaffeebohne vom Baum bis zum Rohprodukt ist immer wieder beeindruckend!
Während unseres gesamten Aufenthalts wurde uns deutlich, mit wie viel Hingabe und Leidenschaft unsere Farmer ihren Kaffee anbauen, um die höchstmögliche Qualität zu erreichen. Diese harte Arbeit verdient in unseren Augen mehr Respekt und Hochachtung! Abschließend besuchten wir ein Kaffee-Labor, wo wir die Kaffees der neuen Ernte rösteten, verkosteten und über mögliche Qualitätsverbesserungen diskutierten. Nach reichlich Input entschieden wir uns für den Kaffee von Don Wilder, den wir nun als Filterkaffee präsentieren. Dieser weiche Kaffee besticht durch seine karamellig-fruchtigen Noten.
Nach zwei intensiven Tagen und vielen schönen Momenten traten wir die Heimreise an. Diese Reise hat uns noch einmal deutlich gemacht, was für eine großartige Arbeit die Farmer vor Ort leisten. Wir werden die Zusammenarbeit in den kommenden Monaten und Jahren weiter intensivieren und euch daran teilhaben lassen! Ein großer Dank geht an Juan, der uns diese Kontakte vermittelt hat und Teil unserer kleinen Reisegruppe war.
Bleibt gespannt auf weitere Einblicke und Geschichten aus der Welt des Kaffees!